als Grundlage für Untersuchungen zur Phylogenie der Gattung Philodendron (Araceae). Im Rahmen des geförderten Projekts hat Dr. Nils Köster gemeinsam mit den von ihm und Professor Borsch betreuten Doktoranden Marco Cedeño Fonseca und Orlando Ortiz Castillo vom 14. Oktober bis 21. Dezember 2022 eine Philodendron-Sammelreise in Costa Rica und Panama durchgeführt, unterbrochen von einem einwöchigen Aufenthalt auf dem Kolumbianischen Botanischen Kongress in Villavicencio (05.–12.11.2022). Ziel war es in erster Linie, Belege für das Berliner Herbarium (B) sowie DNA-Proben zur Erforschung der Syste- matik und Evolution der Gattung Philodendron auf der zentralamerikanischen Landbrücke zu sammeln. Die Region stellt eines der wichtigsten Diversitätszentren der Gattung dar, deren Arten zu den auffälligsten Elementen tropi- scher Regenwälder gehören. Aufgrund ihres attraktiven Laubs sind viele Philodendron-Arten zudem gut aus Botanischen Gärten und als Zimmerpflanzen bekannt.
Auf der ersten Etappe in Costa Rica (14.10.–05.11.2022) wurde das Team vom Botanischen Garten Lankester der Universidad de Costa Rica unterstützt, der für die gemeinsamen Feldarbeiten einen Pickup mit Fahrer und Treib- stoff bereitstellte. Gesammelt wurde zum einen entlang der Pazifikküste und den parallel verlaufenden Gebirgs- zügen, von der Osa-Halbinsel und der Cordillera de Talamanca im Südosten über Uvita und das Monteverde- Schutzgebiet bis zum Nationalpark Barra Honda im Nordwesten. Zum anderen wurde die tendenziell deutlich feuchtere karibische Seite entlang der Cordillera Volcánica besammelt, vom Pitilla-Schutzgebiet nahe der Grenze zu Nicaragua über den Nationalpark Volcán Tenorio, Laguna Hule und die Biologische Station La Selva bis zum Nationalpark Braulio Carrillo im Zentrum des Landes.
Während der Zwischenetappe auf dem Botanischen Kongress in Kolumbien präsentierten Marco Cedeño Fonseca und Orlando Ortiz Castillo mit Vorträgen erste Ergebnisse ihrer Doktorarbeiten zur Gattung Philodendron, während Nils Köster in Vertretung von Professor Borsch den Botanischen Garten Berlin vorstellte.
Die zweite, deutlich längere Etappe in Panama (12.11.–20.12.2022) wurde entgegen der ursprünglichen Planung in die Sammelreise einbezogen, da dort der Anteil an endemischen Arten noch weitaus höher ist als in Costa Rica. Sie wurde möglich durch die Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern Universidad de Panamá und Estación Científica Coiba sowie durch zusätzliche Förderung durch das SENACYT. Mehrere kürzere Exkursionen führten zum Cerro Jefe, nach El Valle de Antón, ins Fortuna-Waldreservat und nach Chiriquí Grande, in die Nationalparks Omar Torrijos und Chagres sowie in das Gebiet bei El Llano und Cartí. Logistische Herausforderungen stellten vor allem die Expeditionen nach La Sabaneta im Nationalpark Santa Fe und in den Nationalpark Darién im Grenz- gebiet zu Kolumbien dar. Um die endemischen Philodendron-Arten auf den entlegenen Gebirgszügen des Darién sammeln zu können, musste mehrfach das Transportmittel gewechselt werden: Nach dem Flug mit einer Cessna ging es weiter mit Motorbooten auf dem Pazifik, Pickups, Kanus auf größeren und kleineren Regenwaldflüssen und Pferden – und letztlich zu Fuß mit Rucksack und Lastenträgern.
Insgesamt wurden bei fast 250 einzelnen Aufsammlungen (mit je 3 Dublettensätzen) Herbarbelege und DNA- Proben von deutlich über hundert Philodendron-Arten gesammelt (fast 60 in Costa Rica und über 90 in Panama), von denen einige definitiv neu für die Wissenschaft sind. Das gesammelte Material umfasst neben Herbarbelegen und DNA-Proben auch Alkoholpräparate von Stängel-, Blattstiel- und Blütenstandsquerschnitten für anatomische sowie getrocknete Blätter für chemische Untersuchungen, und nicht zuletzt Stecklinge zur Erweiterung der Philodendron-Lebendsammlungen im Botanischen Garten Berlin und bei den Kooperationspartnern vor Ort. Dort werden die Pflanzen aktuell zwischenkultiviert, bis genügend Lebendmaterial vorhanden und die Formalitäten für den Versand nach Berlin abgeschlossen sind. Im Falle der Herbarbelege liegen die Exportgenehmigungen mittler- weile vor, so dass der Versand der Dubletten für das Berliner Herbarium demnächst erfolgen kann.
Mit den Analysen der DNA-Proben wurde bereits Anfang 2023 begonnen. Neben Erkenntnissen zur Entstehung und Verbreitung der Philodendron-Arten in der Verbindungszone zwischen Nord- und Südamerika könnten die Ergebnisse auch Hinweise darauf geben, wann sich die Schließung der Landbrücke zwischen den Kontinenten vollzogen hat.
Dr. Nils Köster, 28.07.2023