Mit weltweit weniger als 200 Individuen ist Calligonum bakuense, ein Wüstenstrauch, der ausschließlich auf den Küstendünen nahe der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku vorkommt, eine der seltensten Pflanzenarten der Erde. Die letzten Vertreter dieser Art sind an ihrem Naturstandort stark bedroht: Mehrere Vorkommen von C. bakuense aus der unmittelbaren Umgebung von Baku kennt man nur noch aus Herbarbelegen, von denen auch einige im Herbarium Berolinense lagern. Die vermutlich eng verwandte, im selben Gebiet vorkommende Art C. petunikowii gilt inzwischen als ausgestorben. Da C. bakuense in einer Grenzzone zwischen nordafrikanisch-südmediterran (z.B. C. polygonoides) sowie zentralasiatisch (z.B. C. aphyllum) verbreiteten Calligonum-Arten vorkommt, ist der evolutionäre Ursprung dieser Art sowohl für die Systematik der Gattung Calligonum, als auch für das Verständnis der Pflanzenevolution in der Kaukasus-Region besonders interessant.
Das vom Verein der Freunde geförderte Projekt ermöglichte die Fertigstellung einer Studie zur genetischen Diversität innerhalb von C. bakuense. Dabei wurden kurze Abschnitte im Kerngenom der Individuen sequenziert, in denen sich tandemartig angeordnete, sich wiederholende kurze Sequenzmotive befinden (Mikrosatelliten). Anhand der geografischen Verteilung unterschiedlicher Varianten dieser Sequenzabschnitte können Naturschutzmaßnahmen, wie das Sammeln von Saatgut für Saatgutbank und Erhaltungskultur oder das Auspflanzen von vorab im Botanischen Garten angezogenen Jungsträuchern der Art an geeigneten Standorten, künftig zielgerichteter und hoffentlich erfolgreich durchgeführt werden.
Dr. Katja Reichel & Dr. Gerald Parolly
